Am Boden

Jörg Meyer über die Auseinandersetzungen an Berliner Flughäfen

An diesem Montag bleiben wieder Flieger am Boden. Das Bodenpersonal an den Berliner Flughäfen legt den zweiten Warnstreiktag in den laufenden Tarifauseinandersetzung hin. Was für die einen eine bodenlose Frechheit ist, ist für die anderen bodenständige Gewerkschaftsarbeit. Die Belegschaft, die da streikt, ist zuständig fürs Abfertigen der Fluggäste und auf dem Rollfeld unter anderem fürs Kofferschleppen. „Am Boden“ weiterlesen

Bezahlung auf Zuruf

Die Bedingungen im Onlinehandel sind besser geworden, aber ver.di geht das zu langsam

Von Jörg Meyer

«Wir kommen gut voran», sagt Thomas Voß, im Bundesfachbereich Handel für den Onlinehandel zuständiger Sekretär bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Er bestätigte, dass es in absehbarer Zeit zu einer ersten Tarifauseinandersetzung am Zalando-Standort Brieselang kommen werde. In Erfurt gebe es «erfreuliche Entwicklungen». Lediglich im Zalando-Lager in Mönchengladbach habe ver.di bislang nur vereinzelt Mitglieder. Ebenso im baden-württembergischen Lahr, wo derzeit ein neues Lager aufgebaut wird. „Bezahlung auf Zuruf“ weiterlesen

Interview mit Erika Ritter zu Zalando

»Das braucht seine Zeit«

Ver.di könnte bei Onlinehändler Zalando erstmals zu Tarifverhandlungen aufrufen

Zalando will 2000 neue Jobs in Berlin schaffen. Was ist daran erfreulich?
Es ist grundsätzlich nicht falsch, wenn neue Jobs entstehen. Wir müssen jetzt gucken, was das für Jobs sind, zu welchen Bedingungen die Menschen da arbeiten und was sie verdienen.

Und wie weit ist ver.di im Unternehmen Zalando?
Wir organisieren derzeit das Lager in Brieselang und kommen gut voran.
„Interview mit Erika Ritter zu Zalando“ weiterlesen

Burger, Cola und die Frauen

Die NGG streikt und stellte ihren Fahrplan für 2017 vor

Von Jörg Meyer
In den Betrieben der Systemgastronomie läuft derzeit eine harte Tarifauseinandersetzung. Zuletzt hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten am Mittwoch die Beschäftigten der McDonald’s-Filiale am Checkpoint Charlie in Berlin zum Warnstreik vor die Türen der Burgerbude gerufen. In der seit Oktober 2016 laufenden Tarifrunde für die rund 100 000 Beschäftigten der Ketten McDonald’s, Burger King, Nordsee, Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut, Autogrill und Starbucks waren drei Gesprächsrunden ergebnislos verlaufen. Das Angebot des Bundesverbandes der Systemgastronomie (BdS) nennt die NGG »läppisch«. Die Kritik der Gewerkschaft: Die Beschäftigten in der untersten Lohngruppe würden nach einer Entgelterhöhung gerade einmal drei Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro liegen. „Burger, Cola und die Frauen“ weiterlesen

Dienst nach Vorschrift

Die Tarifrunde 2017 für den öffentlichen Dienst der Länder ist fast gelaufen. Für 800 000 Tarifbeschäftigte gilt das Ergebnis. Die Gewerkschaften fordern noch die inhaltsgleiche Übertragung auf die Beamtinnen und Beamten im Landesdienst sowie auf die Pensionäre und Pensionärinnen. Doch welche Zeichen setzt der Abschluss und für wen? Eine Einschätzung.

Gemessen an der Höhe der Forderungen, sieht der erzielte Abschluss auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus: Sechs Prozent gefordert, 4,35 Prozent bekommen; 90 Euro mehr für Auszubildende gefordert, 70 Euro sind es geworden. Was heraussticht ist die verabredete Einführung einer Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15 – und damit in allen Entgeltgruppen. Bei genauerer Draufsicht relativiert sich der Eindruck ein wenig. Die Entgelterhöhung erfolgt in zwei Stufen, rückwirkend zum 1. Januar sind es zwei Prozent für 2017. Bei einer Inflationsrate von 1,9 Prozent ist das keine üppige Reallohnsteigerung. „Dienst nach Vorschrift“ weiterlesen

Der Mindestlohn reicht nicht

Jörg Meyer über den neuen Mindestlohnreport des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts

Weltweit sind die Mindestlöhne im vergangenen Jahr gestiegen. In der EU gab es den höchsten Reallohnzuwachs seit dem Jahr 2000. Das ist im Mindestlohnbericht 2017 zu lesen, den die Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag vorstellte. Doch vielerorten reicht der Mindestlohn kaum zum Mindesten. In Deutschland können Beschäftigte in einem Mindestlohnjob über die Runden kommen – so lange, bis sie sich in die Altersarmut hinüberretten. Und das im Land mit dem weltweit höchsten Exportüberschuss. „Der Mindestlohn reicht nicht“ weiterlesen

Wie lange dauert das noch?

IG Metall will Arbeitszeit zum Thema der Tarifrunde 2018 machen

Von Jörg Meyer
Gute Nachrichten von der IG Metall: Die Mitgliederzahl ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Streikkasse und die Rücklagentöpfe für harte Zeiten sowie die betriebliche Altersversorgung der eigenen Beschäftigten sind gut gefüllt. Überdies bereitet sich die größte der DGB-Mitgliedsgewerkschaften derzeit thematisch verstärkt auf die Bundestagswahl 2017 vor.

Die Gewerkschaftsspitze zog am Mittwoch in Berlin vor der Presse Bilanz und präsentierte einen Ausblick auf die Pläne im Jahr 2017. Ein zentrales Projekt ist die im Herbst des Vorjahres angekündigte Beschäftigtenbefragung. Nach eigenen Angaben haben die IG-Metall-Betriebsräte und Aktiven vor Ort rund 2,3 Millionen Fragebögen in bundesweit 13 700 Betrieben an Mitglieder und Nichtmitglieder verteilt. Das Thema Arbeitszeit steht bei der Befragung im Fokus. „Wie lange dauert das noch?“ weiterlesen

Ein nicht verarbeitetes Trauma

Malou Berlin beschreibt in »Brandspuren« wie eine Familie mit einem fremdenfeindlichen Anschlag im Ort umgeht

Von Jörg Meyer
Eine Familiengeschichte, nein! Ein Nachwenderoman, nein! Ein Stück Gesellschaftsgeschichte, nein, nein und nochmals nein! »Vielschichtig«, so das viel und doch wenig sagende Wort, das dem Rezensenten beim Nachdenken über den Roman »Brandspuren« von Malou Berlin in den Sinn kommt. Es ist auch nicht wichtig, eine Schublade zu finden, in die das ganze Buch passt.

Der zweite Roman der Autorin und Filmemacherin erzählt die Geschichte dreier Frauen: Großmutter, Mutter, Tochter in der fiktiven brandenburgischen Kleinstadt Ratzlow und in Berlin. Erzählt vom Leben und Wollen und vom Scheitern jeder einzelnen und vom belasteten und auch zerstörten Verhältnis zueinander. „Ein nicht verarbeitetes Trauma“ weiterlesen

Fördern und Fordern 4.0

Jörg Meyer über das Weißbuch Arbeiten 4.0 der Bundesarbeitsministerin

Sicherlich, die Arbeitswelt verändert sich rapide durch das Phänomen, das landläufig Digitalisierung genannt wird. Wie doll? Das ist Gegenstand der Diskussion und auch Gegenstand der Propaganda, wie man derzeit gut beobachten kann. Derzeit, das heißt: In den letzten Tagen, nachdem Nahles ihr lang erwartetes Weißbuch zum Arbeiten 4.0 vorgestellt hat. Darin enthalten: Eine an der Basis schlüssige Ausgangsanalyse. Beschäftigte fühlen sich durch die Digitalisierung gestresster und unsicherer in ihrem Job. Dem muss Rechnung getragen werden, einige Regelungen und Arbeitsgesetze – und Sozialgesetze – müssen angepasst oder neu geschrieben werden.

Kritik kommt von allen Seiten. Den einen geht es mit der Flexibilisierung nicht schnell genug, und sie möchten die Öffnungsklauseln etwa bei der Arbeitszeit auch in nicht tarifgebundenen Betrieben anwenden. Die anderen kritisieren, dass ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt an den Ruhezeiten zwischen zwei Schichten herumexperimentiert werden soll. „Fördern und Fordern 4.0“ weiterlesen

»Nur einen Ehegatten von Armut entfernt«

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach über Rente, Frauen und das Arbeiten im Kollektiv

Sie waren Bundestagsabgeordnete für die Grünen, Abteilungsleiterin der Gewerkschaft IG BAU und sind heute DGB-Vorstandsmitglied. Was war denn ihre erste Gewerkschaft?
Das war ab 1978 die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, eine der ver.di-Gründungsorganisationen. Ich hatte einen studentischen Hilfskraftjob an der Geschichtsfakultät der Uni Bielefeld. Für mich war immer klar, dass die Gewerkschaft ein Ort ist, an dem Solidarität organisiert wird und Leute sich zusammenschließen, damit sie nicht gegeneinander ausgespielt werden. Deshalb war der Eintritt für mich keine Frage. „»Nur einen Ehegatten von Armut entfernt«“ weiterlesen