Ein nicht verarbeitetes Trauma

Malou Berlin beschreibt in »Brandspuren« wie eine Familie mit einem fremdenfeindlichen Anschlag im Ort umgeht

Von Jörg Meyer
Eine Familiengeschichte, nein! Ein Nachwenderoman, nein! Ein Stück Gesellschaftsgeschichte, nein, nein und nochmals nein! »Vielschichtig«, so das viel und doch wenig sagende Wort, das dem Rezensenten beim Nachdenken über den Roman »Brandspuren« von Malou Berlin in den Sinn kommt. Es ist auch nicht wichtig, eine Schublade zu finden, in die das ganze Buch passt.

Der zweite Roman der Autorin und Filmemacherin erzählt die Geschichte dreier Frauen: Großmutter, Mutter, Tochter in der fiktiven brandenburgischen Kleinstadt Ratzlow und in Berlin. Erzählt vom Leben und Wollen und vom Scheitern jeder einzelnen und vom belasteten und auch zerstörten Verhältnis zueinander. „Ein nicht verarbeitetes Trauma“ weiterlesen

Fördern und Fordern 4.0

Jörg Meyer über das Weißbuch Arbeiten 4.0 der Bundesarbeitsministerin

Sicherlich, die Arbeitswelt verändert sich rapide durch das Phänomen, das landläufig Digitalisierung genannt wird. Wie doll? Das ist Gegenstand der Diskussion und auch Gegenstand der Propaganda, wie man derzeit gut beobachten kann. Derzeit, das heißt: In den letzten Tagen, nachdem Nahles ihr lang erwartetes Weißbuch zum Arbeiten 4.0 vorgestellt hat. Darin enthalten: Eine an der Basis schlüssige Ausgangsanalyse. Beschäftigte fühlen sich durch die Digitalisierung gestresster und unsicherer in ihrem Job. Dem muss Rechnung getragen werden, einige Regelungen und Arbeitsgesetze – und Sozialgesetze – müssen angepasst oder neu geschrieben werden.

Kritik kommt von allen Seiten. Den einen geht es mit der Flexibilisierung nicht schnell genug, und sie möchten die Öffnungsklauseln etwa bei der Arbeitszeit auch in nicht tarifgebundenen Betrieben anwenden. Die anderen kritisieren, dass ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt an den Ruhezeiten zwischen zwei Schichten herumexperimentiert werden soll. „Fördern und Fordern 4.0“ weiterlesen