„Das System wurde kaputtgespart. Ganz einfach“

Der Kinder- und Jugendmedizin geht es nicht gut. Alle Tage wieder schlagen seit Jahresbeginn niedergelassene Ärzt:innen in verschiedenen Bundesländern Alarm. Ende vergangenen Jahres warnte die intensivmedizinische Vereinigung (DIVI) davor, dass die Kinderkliniken das Ende ihrer Kapazitäten schon überschritten hätten, und bundesweit herrscht Medikamentenmangel. Mit dem Kinder- und Jugendmedizinier Lothar Müller sprach SoSi-Redakteur Jörg Meyer.

Als niedergelassener Facharzt, der auch lange in Kinderkliniken gearbeitet hat, haben Sie einen breiten Einblick in die aktuelle Situation. Wie schlimm ist es aus Ihrer Sicht als niedergelassener Kinderarzt?

Es ist eine schwierige Gemengelage. Einerseits haben wir das nach wir vor hohe Aufkommen an Atemwegserkrankungen, das unter anderem dadurch verursacht ist, dass sich durch die Maskensituation in den letzten Jahren einiges aufgestaut hatte. Anderseits ist der Pflegepersonalmangel an Kinderkliniken ein wirklich großes Problem – von dem wir in Kinderarztpraxen mittelbar auch betroffen sind. In der Summe sehen wir einen wahnsinnig großen Andrang von Menschen, die Hilfe in Kinderarztpraxen suchen, was vor dem Hintergrund der Mangelsituation immer wieder zu kurzzeitigen Überlastungen der Praxen führt. Wir merken es besonders, wenn wir versuchen, schwerer erkrankte Kinder ins Krankenhaus zu bekommen. 

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Krankschreibungen im dritten Pandemiejahr gestiegen – psychische Erkrankungen auf Höchststand 

Von Jörg Meyer

Die Folgen der Corona-Pandemie schlagen sich in den Statistiken nieder. Mehrere Krankenkassen zeigen in ihren aktuellen Auswertungen der Zahlen zum Krankenstand teils drastische Anstiege im zweiten Halbjahr 2022. Während in dem Jahr Muskel-Skelett-Erkrankungen nach wie vor Platz eins in der Rangliste belegen, ist auch ein erneuter Höchstwert bei den psychischen Erkrankungen zu verzeichnen.

Mehrere Krankenkassen meldeten unlängst neue Höchststände bei den Fehltagen ihrer Versicherten. So war in einer Pressemitteilung der DAK Gesundheit vom „höchsten Krankenstand seit einem Vierteljahrhundert“ die Rede. In einer Auswertung der Fehltage ihrer rund 2,4 Millionen Versicherten kam die DAK für das Jahr 2022 auf einen Krankenstand von 5,5 Prozent. Im Durchschnitt fehlten die Beschäftigten 20 Tage krankheitsbedingt auf Arbeit – rund 5,5 Tage mehr als 2021. Verantwortlich seien demnach die Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis, deren Zahl um 172 Prozent angestiegen sei. 

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