Deckel drauf, was kostet das?

 Von Jörg Meyer

„Die Eigenanteile für die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung sind erneut deutlich gestiegen.“ Dieser Satz war in den letzen Jahren regelmäßig dann zu lesen, wenn ein Forschungsinstitut oder Kassenverband die neuen Zahlen vorstellte. So auch in diesem Sommer. 

Anfang Juli 2024 stellte der Verband der Ersatzkassen (vdek) seine aktuellen Berechnungen vor (s. S. 9). Danach zahlen Pflegebedürftige in der Bundesrepublik durchschnittlich für das erste Jahr im Heim 2871 Euro aus eigener Tasche dazu, 211 Euro mehr als 2023. Im zweiten Jahr liegt der Eigenanteil bei 2620 Euro, 233 Euro mehr als im Vorjahr. 

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Gedenken und demonstrieren 

 Von Jörg Meyer

Die AOK meldete Ende April, dass der Krankenstand in der Pflege in den vergangenen elf Jahren um mehr als 44 Prozent gestiegen sei. Noch nie waren Beschäftigte in der Pflegebranche so oft krankgeschrieben wie im Jahr 2022. Laut der aktuellen Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten des AOK-Bundesverbandes haben sich drei von vier Arbeitnehmer:innen 2022 mindestens einmal krankgemeldet. Sie fielen an 8,8 Prozent aller Arbeitstage aus. Im Jahr 2021 lag diese Zahl bei 7,2 Prozent, im Jahr 2010 bei 6,1 Prozent. Der Anstieg in den vergangenen elf Jahren liegt damit bei 44,2 Prozent, heißt es in einer Mitteilung der AOK vom 26. April. Gründe für den extremen Anstieg sieht die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes in den gestiegenen Anforderungen an die Pflege. Dazu kämen die Belastungen durch den andauernden Personalmangel. Beides zusammen geht auf die Gesundheit der Beschäftigten. 

Nach und nach werden die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie sichtbar. Der Rekord bei den Krankenständen in der Pflegebranche ist nur ein Teil davon, und zeigt, dass in einem System, das ohnehin an vielen Stellen auf Kante genäht ist, weitere Belastungen an den Rand des Zusammenbruchs führen können. In der letzten Ausgabe hatten wir beispielsweise über eine aktuelle Studie zum gestiegenen Burnout-Risiko im Bereich der Sozialen Arbeit berichtet. Auch die sogenannte Pflegekrise ist ein wiederkehrendes Thema seit Jahren1 Dazu gehören die Gesundheitsrisiken durch die permanente physische und psychische Belastung im Pflegeberuf. 

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Das System Gastronomie

Die Beschäftigten in der Systemgastronomie kämpfen um bessere Bezahlung. Denn zumindest in Berlin ist es nicht die Ausnahme, dass Vollzeitkräfte noch aufstocken müssen. Der Arbeitgeberverband in der Systemgastronomie hebt dagegen hervor, man habe doch in den letzten Jahren viele Jobs geschaffen und besonders Geflüchtete eingestellt. Die aktuelle Forderung der Gewerkschaft NGG nach 12 Euro sei deshalb wirtschaftlich nicht abbildbar. Das Festhalten an Armutslöhnen damit zu begründen, dass man mehr Niedriglohnjobs geschaffen hat, zeugt von Verachtung gegenüber den Belegschaften, findet Jörg Meyer.

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DGB warnt vor steigender Gewalt gegen Beschäftigte

Gewerkschaftschef Hoffmann: »Nicht länger die Augen verschließen«

Von Jörg Meyer

Gewalt ist immer eine Machtdemonstration, ob das Gewalt in der Ehe oder in der Gesellschaft ist. Die Frage sei, warum derlei Machtdemonstrationen in immer mehr gesellschaftliche Bereiche eindringen, sagte Wilhelm Heitmeyer, Erziehungswissenschaftler und Gewaltforscher an der Universität Bielefeld am Freitag in Berlin. Man müsse dem Phänomen mit Vorsicht und wissenschaftlich objektiv begegnen. Beispielsweise bei Gewalt gegen die Polizei müsse man auch sehen, wie viel Gewalt von BeamtInnen ausgehe. Heitmeyer sprach auf der Fachtagung »Mehr Respekt! Wie mit Gewalt gegen Beschäftigte umgehen?«, zu der der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eingeladen hatte. „DGB warnt vor steigender Gewalt gegen Beschäftigte“ weiterlesen

So was kommt von so was

Jörg Meyer zur Befürchtung, die Bundesverwaltung könnte zusammenbrechen

»Quid pro quo« sagt der Lateiner und meint damit »dies für das«: Eine erbrachte Leistung zieht eine angemessene Gegenleistung nach sich. Der Chef des Bundesverwaltungsamtes, Christoph Verenkotte, hat vor einem Kollaps der Bundesverwaltung gewarnt, wenn nicht genug Personal eingestellt wird, um wenigstens einen Teil der durch altersgemäße Abgänge verlorengehenden Bediensteten zu ersetzen. „So was kommt von so was“ weiterlesen

Brausenköche zu Recht sauer

Jörg Meyer über die bittere Limo für Beschäftigte bei Coca Cola und eine Aktionswoche

Bei Coca Cola ging an diesem Donnerstag kaum noch etwas. Im Westen der Republik, in Köln, Dorsten, Bielefeld, Gladbek, Münster, Hamm, … legte die Frühschicht die Arbeit nieder. Die von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) angekündigte Warnstreikwelle hatte zu Beginn der Woche in Bayern und Baden-Württemberg begonnen. Coca Cola European Partners (CCEP) und die NGG liegen in der laufenden Tarifrunde im Clinch. „Brausenköche zu Recht sauer“ weiterlesen

Am Boden

Jörg Meyer über die Auseinandersetzungen an Berliner Flughäfen

An diesem Montag bleiben wieder Flieger am Boden. Das Bodenpersonal an den Berliner Flughäfen legt den zweiten Warnstreiktag in den laufenden Tarifauseinandersetzung hin. Was für die einen eine bodenlose Frechheit ist, ist für die anderen bodenständige Gewerkschaftsarbeit. Die Belegschaft, die da streikt, ist zuständig fürs Abfertigen der Fluggäste und auf dem Rollfeld unter anderem fürs Kofferschleppen. „Am Boden“ weiterlesen

Dienst nach Vorschrift

Die Tarifrunde 2017 für den öffentlichen Dienst der Länder ist fast gelaufen. Für 800 000 Tarifbeschäftigte gilt das Ergebnis. Die Gewerkschaften fordern noch die inhaltsgleiche Übertragung auf die Beamtinnen und Beamten im Landesdienst sowie auf die Pensionäre und Pensionärinnen. Doch welche Zeichen setzt der Abschluss und für wen? Eine Einschätzung.

Gemessen an der Höhe der Forderungen, sieht der erzielte Abschluss auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus: Sechs Prozent gefordert, 4,35 Prozent bekommen; 90 Euro mehr für Auszubildende gefordert, 70 Euro sind es geworden. Was heraussticht ist die verabredete Einführung einer Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15 – und damit in allen Entgeltgruppen. Bei genauerer Draufsicht relativiert sich der Eindruck ein wenig. Die Entgelterhöhung erfolgt in zwei Stufen, rückwirkend zum 1. Januar sind es zwei Prozent für 2017. Bei einer Inflationsrate von 1,9 Prozent ist das keine üppige Reallohnsteigerung. „Dienst nach Vorschrift“ weiterlesen