Ein Hostel stirbt zur Hauptsaison

Gegen die angedrohte Schließung des wombat’s City Hostel in Mitte Ende August 2019 protestierten am Freitag in Berlins Mitte rund 150 Beschäftigte und Unterstützer*innen. Drinnen verhandelte der Betriebsrat mit den Chefs.

Von Jörg Meyer

„Im Be-trieb nicht im Saal, schla-gen wir das Ka-pi-tal!“ Rhythmisch gerufen von gut 150 Menschen wird die gewerkschaftliche Binsenweisheit zur kämpferischen Parole. Das der Inhalt auch stimmt, hat die Belegschaft des wombat’s City Hostel in den letzten drei Jahren gezeigt.

Die besagten 150 standen am Freitagnachmittag vorm Hostel in Berlins Mitte. Denn die Geschäftsführung will die Billigbettenbude zum 31. August schließen. Den noch 35 angestellten Beschäftigten droht Jobverlust.

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Frauen sind nicht selber Schuld

Altersarmut ist weiblich. Die Europäische Ethnologin Irene Götz von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat eine Studie zur Altersarmut von Frauen in Großstädten vorgelegt. Ich sprach mit ihr über die Ergebnisse und was das mit der aktuellen Rentendebatte und der Grundrente zu tun hat.

Die Geschichten der interviewten Frauen in Ihrem neuen Buch sind teilweise sehr bedrückend. Wie schaffen Sie es als Wissenschaftlerin, die Neutralität zu bewahren?

Als Europäische Ethnologinnen arbeiten wir mit Fallstudien und sind eng bei den Interviewten. Da ist es oft sehr schwer, sich wieder in die Distanz zu bewegen. Wir haben die Frauen und wie sich ihre Geschichten verändert haben, teilweise über Jahre verfolgt und haben sie mehrfach besucht. Je tiefer wir in die Fälle eingestiegen sind, desto mehr ist auch bei uns fast eine Hoffnungslosigkeit entstanden. Ihre Verzweiflung und ihre Wut hat sich selbstverständlich auf uns ausgewirkt. Wir haben gesehen, wie diese Frauen hochgradig aktiv sind, um ihre Misere aus eigenen Kräften zu bewältigen, aber strukturell von Gesellschaft und Politik keinerlei Wahrnehmung hatten.

Was heißt das konkret?

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Auf Investorensuche

Der Insolvenzverwalter will Germania als Ganzes erhalten. Dafür sucht er Inverstoren. Einen
Tarifvertrag oder Betriebsrat gibt
es bei Germania indes nicht.

Von Jörg Meyer

Fliegt sie doch weiter? Der vorläufige Insolvenzverwalter von Germania, Rüdiger Wienberg, ist auf der Suche nach Investoren und sorgt dafür, dass die Fluglinie beziehungsweise ihre Flieger einsatzbereit bleiben. Das Unternehmen hatte Anfang der Woche Insolvenz angemeldet. Der Kampf um das billigste Ticket, steigende Spritpreise und zu wenige Passagiere im Winter hatten zu leeren Kassen geführt. Ergebnis war, dass die Germania-Flotte sofort am Boden bleiben musste. Denn eine Airline, die nicht nachweisen kann, dass sie über ausreichend Mittel für Wartung und Betrieb ihrer Flotte verfügt, verliert ihre Betriebsgenehmigung vom Bundesamt für Luftfahrt.

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Besenreine Übergabe ist nicht

Infinera-Beschäftigte wollen um ihre Jobs kämpfen / Verlagerung nach Thailand wird als problematisch bewertet

Von Jörg Meyer

»Am Anfang waren die 400 Beschäftigten fassungslos«, sagt Regina Katerndahl, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. »Sie arbeiten in einem für die Zukunft wichtigen Hochtechnologiebereich und bekommen zu hören: Wir brauchen euch nicht mehr.« Und das in einem Unternehmen, das wirtschaftlich arbeite, ergänzt der Infinera-Betriebsratsvorsitzende Jörg Wichert.

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Rente, Frauen und Europa

Die Gewerkschaften blicken auf Europa. Die Wahl zum Europaparlament steht am 1. Mai im Zentrum. Der DGB hat am Freitag seine Schwerpunkte für dieses Jahr vorgestellt. Fazit: Eine Reihe dicker Bretter werden weitergebohrt.

Von Jörg Meyer

Europa steht vor einer „Schicksalswahl“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, am Freitag in Berlin. Der Dachverband hatte zum Jahresauftakt die Medien zur Pressekonferenz eingeladen. „Europa droht durch eine zunehmende Spaltung aus den Fugen zu geraten“, so Hoffmann. Deshalb wolle sich sein Dachverband mit knapp sechs Millionen Mitgliedern 2019 „noch intensiver als bisher“ dem Thema Europa widmen. Geplant ist eine bundesweite Europa-Kampagne mit Veranstaltungen und Aktionen, um für die Wahlen zum Europaparlament am 26. Mai zu mobilisieren.

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Kaufen, plündern, dichtmachen

Drei Monate nach Übernahme eines Berliner Werks kündigt Eigentümerin Infinera Schließung an

Von Jörg Meyer

Die IG Metall Berlin ist sauer, die Belegschaft verunsichert. Nur drei Monate nach der Übernahme der Firma Coriant kündigte die neue Eigentümerin Infinera die Schließung des Berliner Standortes mit rund 400 Beschäftigten an. Die Jobs wären zum 30. September weg, und in der Hauptstadt würden einmal mehr Hunderte Industriearbeitsplätze verloren gehen.

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Gewerkschaften fordern sechs Prozent mehr Lohn

Tarifrunde der Bundesländer soll die Attraktivität des öffentlichen Dienstes steigern

Von Jörg Meyer

Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder eine Entgeltsteigerung von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro brutto mehr im Monat. Das gaben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), der Deutsche Beamtenbund (dbb), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Donnerstag in Berlin bekannt. Zuvor hatten die Tarifkommissionen getagt und sich auf die Forderungen zur im Januar beginnenden Tarifrunde 2019 geeinigt.
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Jobwunder mit Teilzeitexperten

Immer mehr Menschen finden eine Beschäftigung, häufig ist diese jedoch prekär

Von Jörg Meyer

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Berlin steigt. Die Arbeitslosenzahl in Berlin lag im November bei 7,6 Prozent; 0,9 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das entsprach einem Rückgang von 13 662 auf 146 670 Arbeitslose. Das sind erstmals seit dem Mauerfall unter 150 000. Die Zahl der Beschäftigten insgesamt liegt erstmals auf über 1,5 Millionen. Aktuell gibt es 26 500 freie Stellen.  Der Regierende Bürgermeister Michel Müller (SPD) ließ es sich nicht nehmen, die frohe Botschaft mit zu verkünden. »Vielleicht ist es der Beginn einer großen Tradition, dass ich an diesen Pressekonferenzen teilnehme«, sagte er. „Jobwunder mit Teilzeitexperten“ weiterlesen

Europa ist hier, nicht woanders

Die EU-Bürgerdialoge machten Ende Oktober Station an der Europa-Universität Viadrina und erklärten Bekanntes verständlich

Von Jörg Meyer, Frankfurt (Oder)

Der Abend begann mit einem Fluch. «Mögest du in interessanten Zeiten leben», sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Der SPD-Politiker zitierte einen «chinesischen Segenswunsch», der aber eher als Verwünschung verstanden wird. Diese «interessanten Zeiten» sind Zeiten von Krieg, Krisen, Wirrungen und Irrungen – als Gegensatz zu verstehen etwa zu «Mögest du ein schönes Leben in Frieden haben». Der Minister schlussfolgert denn auch an diesem Montag in Frankfurt (Oder), kurz nach der Rückzugsankündigung von Kanzlerin Angela Merkel und einen Tag nach der Hessen-Wahl, bei der CDU und SPD die nächste herbe Niederlage erlitten: «Insofern sind wir alle gesegnet, weil wir widersprüchliche Zeiten haben und politisch sehr aufgeregte Zeiten.»

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Der Widerspenstigen Zähmung

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände erneuern ihre Sozialpartnerschaft – warum eigentlich?

Es ist eine auf den ersten Blick innovative Forderung, die ver.di-Chef Frank Bsirske aufstellt. Er spricht sich für einen neuen Steuerfreibetrag für Gewerkschaftsmitglieder in tarifgebundenen Unternehmen aus. Konkret würde das einem Betrag von 1300 bis 1700 Euro im Jahr entsprechen. Die Forderung ist Konsens im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Bsirske erläuterte den Vorschlag im Rahmen eines besonderen Jubiläums. Dieser Tage begehen Gewerkschaften und Arbeitgeber 100 Jahre Sozialpartnerschaft, die mit dem Stinnes-Legien-Abkommen ihren Anfang nahm.


Historischer Handschlag zwischen Kapital und Arbeit Quelle: pixabay.com

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