Erneuter Protest gegen wombat’s-Schließung in Berlin

Rund 100 Menschen kamen am späten Mittwochnachmittag in Berlins Mitte zusammen. Sie protestierten drei Wochen nach der letzten Kundgebung erneut gegen die Schließung des wombat’s City Hostel. Davor hatte die Geschäftsführung der Hostel-Kette die Schließung des gut gehenden Hauses angekündigt. Die Arbeitsplätze von 35 festangestellten Beschäftigten sind akut bedroht. Am 31. August dieses Jahres sollen im wombat’s die Lichter ausgehen. 

Nach der Ankündigung begann der Betriebsrat schnell, mit dem Arbeitgeber Verhandlungen um einen Interessenausgleich und Sozialplan zu führen. Diese konnten vor Kurzem erfolgreich abgeschlossen werden, hieß es aus dem Betriebsrat. Knapp zwei Drittel der Belegschaft, die unbefristet angestellt sind, bekommen eine Abfindung. Diese setzt sich zusammen aus den Jahren der Betriebszugehörigkeit, dem monatlichen Einkommen und einem in den Verhandlungen festgelegten Faktor. Diese drei werden miteinander multipliziert, das Ergebnis ist die Abfindung. Dem Vernehmen nach ist der Faktor so hoch, dass man von einem guten Abschluss sprechen kann.

Schild bei der Kundgebung am 12. Juni 2019.
Foto: yakamok

„Wir sind froh, dass wir in den Verhandlungen so viel für die Kolleginnen und Kollegen rausholen konnten“, sagte Betriebsrat Raphael K. am Mittwoch am Rande der Kundgebung. Trotzdem sei es „völlig unnötig, dass hier Arbeitsplätze abgebaut werden“. Das „wombat’s“ in Berlin ist ein wirtschaftlich erfolgreiches Haus, die Schließung erfolgt nicht, weil die Geschäfte nicht laufen, sondern um den Betriebsrat und die gewerkschaftliche Organisierung loszuwerden, so die einhellige Meinung von Betriebsrat und der Gewerkschaft NGG. 

Pascal Meiser ist, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, unterstützt die wombat’s-Belegschaft seit einiger Zeit. Bei den letzten Kundgebungen war er vor Ort. Er bezeichnete es am Donnerstag als “frustrierende Erfahrung”, dass es kein juristisches Mittel dagegen gibt, wenn eine Geschäftsführung einen Betrieb einfach schließt, um Mitbestimmung und Tarifvertrag loszuwerden – “auch wenn der Betriebsrat es geschafft hat, für die Belegschaft noch ordentliche Abfindungen herauszuholen”. Das zeige, dass Protest etwas bewirke, aber auch, dass die Rechte von Betriebsräten gestärkt werden müssen.

Meiser will dranbleiben, sagt er: “Wenn die Eigentümer irgendwann in Berlin wieder ein Hostel aufmachen, wird es darum gehen, eine neue Belegschaft darin zu unterstützen, einen Betriebsrat zu wählen und wieder einen Tarifvertrag durchzusetzen. Wir dürfen so ein Verhalten nicht durchgehen lassen.”

Der Schließung war eine mehrjährige Auseinandersetzung vorausgegangen. Nach der Wahl des ersten Betriebsrates befand sich dieser in Dauerauseinandersetzung mit den Geschäftsführern des Unternehmens. Anfang des Jahres war es dann der Belegschaft zusammen mit ihrer Gewerkschaft NGG gelungen, den bundesweit ersten Tarifvertrag in einem Hostel durchzusetzen. All ist nach dem 1. September Geschichte, und dagegen richtete sich der erneute Protest am Mittwoch. „Was wir hier sehen, ist sozialschädliches und gewerkschaftsfeindliches Unternehmertum“, sagte Raphal K. zum Auftakt der Kundgebung.