Altersarmut ist weiblich. Die Europäische Ethnologin Irene Götz von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat eine Studie zur Altersarmut von Frauen in Großstädten vorgelegt. Ich sprach mit ihr über die Ergebnisse und was das mit der aktuellen Rentendebatte und der Grundrente zu tun hat.
Die Geschichten der interviewten Frauen in Ihrem neuen Buch sind teilweise sehr bedrückend. Wie schaffen Sie es als Wissenschaftlerin, die Neutralität zu bewahren?
Als Europäische Ethnologinnen arbeiten wir mit Fallstudien und sind eng bei den Interviewten. Da ist es oft sehr schwer, sich wieder in die Distanz zu bewegen. Wir haben die Frauen und wie sich ihre Geschichten verändert haben, teilweise über Jahre verfolgt und haben sie mehrfach besucht. Je tiefer wir in die Fälle eingestiegen sind, desto mehr ist auch bei uns fast eine Hoffnungslosigkeit entstanden. Ihre Verzweiflung und ihre Wut hat sich selbstverständlich auf uns ausgewirkt. Wir haben gesehen, wie diese Frauen hochgradig aktiv sind, um ihre Misere aus eigenen Kräften zu bewältigen, aber strukturell von Gesellschaft und Politik keinerlei Wahrnehmung hatten.
Was heißt das konkret?
„Frauen sind nicht selber Schuld“ weiterlesen