Drei Fragen an Jörg Meyer

Das Magazin “Mitbestimmung” der Hans-Böckler-Stiftung hat mich zu meinem Buch interviewt.

Zwölf Interviews zu Feminismus und Arbeit, geführt von einem Mann. Warum?
Gegenfrage: Warum nicht? Bei mir hat ein Pressetermin zur Lohngerechtigkeitsinitiative der NGG mit der Vorsitzenden Michaela Rosenberger die Idee ausgelöst. Ich hatte mit zahl­reichen Gewerkschaftsredakteuren gerechnet. Die kamen aber nicht. Wer kam, waren ihre Kolleginnen für Gender­ Themen. Alles gestandene Journalistinnen, dennoch dach­te ich: Denken die Jungs, Lohngerechtigkeit ist ein Frau­enthema – und deswegen unwichtig?
Alle Gesprächspartnerinnen haben eine feministische Pers­pektive. Wie ist diese entstanden?
Die meisten führte die Realität an ihren Arbeitsplätzen dorthin, häufig in den 70er Jahren. Sie erlebten, wie Kolle­ginnen weniger verdienten oder nach der Geburt eines Kindes nicht auf ihre alte Stelle oder in die Vollzeit zurück­kehren konnten. Das brachte sie oft dazu, weitere Frauen anzusprechen – um so gemeinsam etwas zu erreichen. Ohne diese Strategie wären die Gewerkschaen nicht da, wo sie heute sind. Denn dort sind Frauen inzwischen ja auch auf den Führungsebenen durchaus gut vertreten.
Was hat Sie in den Gesprächen am meisten überrascht?
Statt überrascht würde ich sagen: erschüttert. Es hat mich erschüttert, wie wenig sich bei der unterschiedlichen Ent­lohnung nach Geschlecht und der Bewertung von angebli­chen Frauen­ und Männerberufen getan hat. Monika Brandl von ver.di bringt das so auf den Punkt: „Es kommt immer mal wieder in einem anderen Kleidchen daher, das Problem aber bleibt das gleiche.”

Die Fragen stellte Jeannette Goddar.

Quelle: www.magazin-mitbestimmung.de Ausgabe 3/17, Seite 57

 

Mein Buch “Arbeiten & Feminismus” gibt es im gut sortierten Buchhandel oder beim www.vsa-verlag.de