Der Kinder- und Jugendmedizin geht es nicht gut. Alle Tage wieder schlagen seit Jahresbeginn niedergelassene Ärzt:innen in verschiedenen Bundesländern Alarm. Ende vergangenen Jahres warnte die intensivmedizinische Vereinigung (DIVI) davor, dass die Kinderkliniken das Ende ihrer Kapazitäten schon überschritten hätten, und bundesweit herrscht Medikamentenmangel. Mit dem Kinder- und Jugendmedizinier Lothar Müller sprach SoSi-Redakteur Jörg Meyer.
Als niedergelassener Facharzt, der auch lange in Kinderkliniken gearbeitet hat, haben Sie einen breiten Einblick in die aktuelle Situation. Wie schlimm ist es aus Ihrer Sicht als niedergelassener Kinderarzt?
Es ist eine schwierige Gemengelage. Einerseits haben wir das nach wir vor hohe Aufkommen an Atemwegserkrankungen, das unter anderem dadurch verursacht ist, dass sich durch die Maskensituation in den letzten Jahren einiges aufgestaut hatte. Anderseits ist der Pflegepersonalmangel an Kinderkliniken ein wirklich großes Problem – von dem wir in Kinderarztpraxen mittelbar auch betroffen sind. In der Summe sehen wir einen wahnsinnig großen Andrang von Menschen, die Hilfe in Kinderarztpraxen suchen, was vor dem Hintergrund der Mangelsituation immer wieder zu kurzzeitigen Überlastungen der Praxen führt. Wir merken es besonders, wenn wir versuchen, schwerer erkrankte Kinder ins Krankenhaus zu bekommen.
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